Erste Hilfsaktion für die Ukraine

Erfahrungsbericht unserer Mitglieder Judith Kadisch und Andrea Galitz

Nachdem uns am Sonntag der Hilferuf einer ukrainischen Mutter erreichte, haben wir in Windeseile eine Fahrt an die Ukrainische Grenze organisiert.

Die betroffene Mutter arbeitet für eine Familie in Rheinland Pfalz und pflegt dort eine Seniorin. Ihre Familie lebt mitten in einem stark umkämpften Gebiet im Osten der Ukraine. Ihr Mann, ihr Sohn, eine Tante und eine Freundin der Familie machen sich gemeinsam auf den Weg zur Grenze. 

In dieser Zeit überlegen alle Mitglieder des Vereins, wer uns einen Kleinbus zur Verfügung stellen kann, der groß genug ist, möglichst viele Menschen in Sicherheit zu bringen, der aber gleichzeitig auch mit einem PKW- Führerschein gefahren werden kann. Zum Glück hilft uns das Albert-Schweizer-Familienwerk e.V. aus Diez mit einem vollgetankten 9-Sitzer Bus. Wir packen den Bus mit Essen, Kleidung, Decken und allem, was Menschen auf der Flucht gebrauchen könnten, voll.

Schon 24 Stunden nachdem uns der Hilferuf erreicht hat, machen wir uns am Rosenmontag mit drei Fahrer*innen und der Mutter in dem vollgepackten Bus auf den Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze. Während dessen ist die Familie weiter auf der Flucht. Zuerst mit dem Auto, das sie irgendwann zurück lassen müssen. Dann zu Fuß, dann weiter mit einem Bus. Während der Fahrt ist die Mutter immer wieder mit ihrem Mann und mit ihrer Schwester in Kontakt. Mit Google Translator können wir uns verständigen und wissen, wo die Familie gerade ist.

In der Nacht auf Dienstag dann die Nachricht, dass sie an der Grenze sind, dass sie die Ukrainische Grenze überqueren können und dass der Vater zurück bleiben muss. Die Mutter bricht im Wagen in Tränen aus, kann kaum noch atmen. Sie wird ihren Mann nicht sehen und sie weiß nicht, ob sie ihn jemals wieder sehen wird. Wir versuchen, ihr Mut zuzusprechen. Sie schafft es, sich zu beruhigen und wir alle versuchen uns darauf zu konzentrieren, dass der Junge und die beiden Frauen es geschafft haben über die Grenze zu kommen.

Dann die Nachricht, dass sie jetzt in einem Bus nach Rzesow sitzen und wir sie dort abholen können. Um 4:30 Uhr sind wir da und finden sie dank Handy-Ortung. Jede der Frauen hat einen Koffer, einen Rucksack, eine Handtasche und alles, was sie zusätzlich tragen können, dabei. Darin ist ihr gesamtes Leben, alles, was sie noch besitzen! Wir sehen Fotos, die sie vor und während der Flucht gemacht haben. Eines davon von der Wohnung einer der beiden Frauen. Zerstörung durch Granaten. Splitter der Granaten in der Wohnung, die Detonationen reißen Löcher in die Decke. Auch sehen wir ein Foto von einem erschossenen Zivilisten der auf dem Gehweg liegt. Wahrscheinlich hat der kleine Junge das auch alles sehen und erleben müssen. Auf Videos ist zu sehen, wie ihre Heimatstadt von Flugzeugen beschossen wird. Unfassbares Leid ist zu sehen. Die Frauen haben ständige Angst, um ihre zurückgelassenen Söhne und Männer! Zwei der Söhne sind Anfang zwanzig und müssen bleiben, um gegen die Russen zu kämpfen. Sie sind doch eigentlich auch noch Kinder! 

Wir dürfen nicht nur zusehen. Wir können etwas tun. Bitte unterstützen Sie uns:

 Wenn Sie Wohnraum haben, den Sie an geflüchtete Frauen und Kinder vermieten möchten, melden Sie sich bei uns. Wenn Sie uns finanziell dabei unterstützen möchten, Fahrer und Busse zu organisieren, damit wir an die Grenze zurück fahren können, richten Sie Ihre Spende bitte an unser Spendenkonto: 

Systemische Traumapädagogik e.V.

Westerwald Bank eG

IBAN: DE15 5739 1800 0024 8995 00

BIC: GENODE51WW1